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Zwischen Selbstbestimmung und Belastung

Sexualität bei Borderline-Persönlichkeitsstörung verstehen und begleiten

Termin | Onlinevortrag

Do, 9. Oktober 2025 19:00 – 20:30 Uhr (Dauer: 1 Stunde 30 Minuten)

Rückerstattung bis zu 1 Tag vor dem Event

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Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) berichten häufig über vielfältige Schwierigkeiten in Partnerschaft und Sexualität. Dennoch konzentriert sich die wissenschaftliche Forschung bislang vor allem auf die Erfassung von Kindheitstraumata sowie von impulsivem und risikobehaftetem Sexualverhalten. Dieses begrenzte Verständnis erschwert die Entwicklung angemessener und wirksamer therapeutischer Zugänge. Aktuelle Studien erweitern die Perspektive, indem sie sich mit der Komplexität sexuellen Erlebens und Verhaltens im Kontext von BPS beschäftigen. Eine zentrale Fragestellung ist dabei, unter welchen Bedingungen sexuelle Fantasien oder Praktiken – etwa mit sadomasochistischen Inhalten – als bereichernd oder als belastend erlebt werden. Erste Befunde zeigen: Masochistische Fantasien treten bei Frauen mit und ohne BPS ähnlich häufig auf und sind in beiden Gruppen mit sexueller Erregung verbunden. Unterschiede bestehen jedoch im Erleben der damit verbundenen psychischen Belastung sowie in der Häufigkeit von BDSM-Praktiken, die bei Frauen mit BPS insgesamt häufiger berichtet wurden. Bei einem Teil der Betroffenen ist diese Sexualität autonom motiviert und selbstbestimmt – Sexualität kann hier eine potenzielle Ressource darstellen. Gleichzeitig zeigen sich bei anderen erhöhte Belastungen, insbesondere dann, wenn Kindheitstraumatisierungen, Probleme in der Emotions- und Selbstwertregulation und eine stärker fremdbestimmte sexuelle Motivation zusammenwirken. Dies verdeutlicht, dass sexuelle Themen im klinischen Kontext differenziert und vorurteilsfrei verstanden werden müssen. Für einen Teil der Patient:innen mit BPS ist Sexualität Ausdruck innerer Konflikte oder Bewältigungsversuch – für andere aber auch ein bedeutsamer Teil selbstbestimmter Lebensgestaltung. Ziel therapeutischer Arbeit sollte es sein, beides zu erkennen und angemessen zu begleiten.

Die Referentin: PD Dr. med. Sarah Biedermann ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und Oberärztin der Station für Persönlichkeitsstörungen (PA 4) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. In Klinik, Lehre und Forschung beschäftigt sie sich schwerpunktmäßig mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung, traumabezogenen Symptomen und deren Auswirkungen auf Sexualität und Beziehungsgestaltung.

Ein besonderer Fokus ihrer Arbeit liegt auf dem Zusammenspiel von Trauma, Emotionsregulation und sexuellen Verhaltensmustern. In aktuellen Forschungsprojekten untersucht sie unter anderem sexuelle Fantasien und BDSM-bezogenes Verhalten bei Patient:innen mit BPS sowie deren klinische Relevanz für Diagnostik und Therapie.

Aktuelle Veröffentlichungen:

  • Warkentin, H.F., Mazinan, R.G., Fuss, J. et al. BDSM and masochistic sexual fantasies in women with borderline personality disorder: simply on the spectrum of “normality” or source of suffering?. bord personal disord emot dysregul 12, 7 (2025). https://doi.org/10.1186/s40479-025-00283-6
  • Mazinan, R.G., Dudek, C., Warkentin, H. et al. Borderline personality disorder and sexuality: causes and consequences of dissociative symptoms. bord personal disord emot dysregul 11, 8 (2024). https://doi.org/10.1186/s40479-024-00251-6

Wichtige Hinweise:

  • Fortbildungspunkte der Bayerischen Landesärztekammer werden beantragt
  • Die Teilnahme steht nur einem Fachpublikum offen (Ärzt:innen, Psycholog:innen, Psychotherapeut:innen, Krankenpfleger:innen, Körpertherapeut:innen, Kunsttherapeut:innen, Musiktherapeut:innen, Sozialarbeiter:innen, Physiotherapeut:innen, Einsatzkräften etc. sowie Student:innen und Auszubildenden der entsprechenden Disziplinen)
  • Der reduzierte Teilnahmebeitrag steht auch Kolleg:innen offen, die Bürgergeld o.Ä. beziehen
  • An einem Zoom Meeting teilnehmen: wie geht das? Bitte beachten Sie, dass wir keinen technischen Support anbieten können. Wir bitten Sie daher, bereits im Vorfeld zu prüfen, ob Hardware und Konfiguration Ihres Endgerätes eine Teilnahme erlauben.