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Traumafokussierte Psychotherapie von Menschen mit Beeinträchtigung

Besonderheiten in der traumafokussierten Begleitung und der Psychotherapie von Menschen mit kognitiven und anderen Beeinträchtigungen

Termin | Onlinevortrag

Di, 14. Oktober 2025 19:00 – 20:30 Uhr (Dauer: 1 Stunde 30 Minuten)

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Die traumafokussierte Begleitung, Traumapädagogik und Traumatherapie haben sich als effektive Methoden zur Behandlung von Traumafolgestörungen etabliert. Die Versorgung traumatisierter Menschen mit Beeinträchtigungen, egal welcher Art, ist auch heute noch kaum verfügbar, es gibt wenige Experten in diesem Feld und in vielen Traumausbildungen wird diese Personengruppe noch nicht berücksichtigt. Durch fehlende Praxiserfahrung mit dieser Personengruppe entstehen diverse Unsicherheiten im Versorgungssystem.
Der Beitrag bezieht sich primär auf Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen, viele Aspekte gelten jedoch auch für Menschen mit Sinnes- oder körperlichen Beeinträchtigungen, Menschen mit Störungen aus dem Autismus- Spektrum, aber auch schweren chron. psychischen Erkrankungen, wie z.B. Psychosen. Auch wenn es einige Anpassungen in der Arbeit mit dieser Klientel benötigt, so sind diese nicht so aufwändig, wie befürchtet. In erster Linie sind es Menschen, mit einer identischen Physiologie, wie Menschen ohne Beeinträchtigung, Menschen, die nach traumatischen Erlebnissen leiden und PTBS-Symptome zeigen. Diese können sich teilweise in Form auffälliger Verhaltensweisen zeigen. Sie unterscheiden sich von anderen Menschen dadurch, dass sie häufig ein tieferes Entwicklungsniveau haben. Das bedeutet, dass sie nicht nur kognitiv, sondern vor allem emotional und sozial auf einem noch tieferen Entwicklungsstand sind und Erlebtes nur auf diesem Niveau, im Extremfall ein Kleinkindniveau, verarbeiten können. Häufig können sie auch nicht gut sprechen und Sprache nicht altersgerecht verstehen. Oft sind sie einsam und haben keine wirklichen Vertrauenspersonen und Hilfsangebote sind ihnen nicht zugänglich.
Die Referentin zeigt anhand von Fallbeispielen auf, unter welchen Zustandsbildern sich nicht diagnostizierte Traumafolgestörungen verstecken können. Bei vielen Betroffenen werden diese jahrelang nicht erkannt- und vor allem komplexe Traumatisierungen werden falsch diagnostiziert und entsprechend falsch behandelt. In diesem Feld gibt es kaum Forschung und Veröffentlichungen.
In dem Vortrag werden Anpassungen im Therapiesetting vorgestellt, beispielsweise die Verwendung lLeichter verständlicher Sprache, , der Einsatz von Kindertherapiematerial und unterstützenden Kommunikationshilfen, wie z.B. Zeigetafeln. sowie die Integration multisensorischer TechnikenDiagnosemöglichkeiten in Leichter Sprache werden vorgestellt, ebenso wie die Möglichkeit einer indirekten Diagnostik mit einem pädagogisch-psychologischen Instrument, das auf Fremdbeobachtung basiert. Bewährte Skills werden vorgestellt und es wird ein Einblick in die Arbeit mit NET (Narrative Expositionstherapie) gegeben.

Der Vortrag richtet sich an Psychotherapeut:innen und Fachkräfte, die ihre Kompetenzen im Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigungen erweitern möchten. Ziel ist es, ein tieferes Verständnis für deren spezifische Bedürfnisse zu schaffen und die Wirksamkeit traumafokussierter Interventionen in diesem Kontext zu steigern. Grundkenntnisse im Kontext Trauma werden vorrausgesetzt.
Es wird zu einem interaktiven Austausch eingeladen.

Die Referentin: Dr. Birgit Mayer arbeitet als Fachdienst Agogik im tilia, einer Einrichtung des Kanton Zürich für erwachsene Menschen mit kognitiver und/oder psychischer Beeinträchtigung mit ca.120 Betten in Rheinau/ Schweiz. Die Klienten zeichnen sich durch herausforderndes Verhalten aus, viele gelten als Systemsprenger. Sie ist eine erfahrene Psychologin undPsychotherapeutin Trauma-Therapeutin, die sich auf die Behandlung von Traumafolgestörungen bei mit Menschen mit kogn. oder psych. Beeinträchtigungen spezialisiert und dazu promoviert hat. Neben ihrer therapeutischen Tätigkeit engagiert sie sich in der Weiterbildung von Fachkräften und hält regelmäßig Vorträge auf nationalen und internationalen Konferenzen. Kontakt: Birgit Mayer, Dipl.Psych., Dr.rer.nat., Alleestrasse 86, CH-8462 Rheinau, Email: birgit.mayer[at]sa.zh.ch

Aktuelle Veröffentlichungen:

  • Mayer, B. & Needham, I. (2011): Discovering the real story within. A case study of the diagnostic correction of alleged intellectual disability to Post Traumatic Stress Disorder with the aid of Facilitated Communication. In: Proceedings of the 7th European Congress on Violence in Clinical Psychiatry. KAVANAH, Dwingeloo.
  • Elbing, U. & Mayer, B. (2018): Sexualisierte Gewalt bei Menschen mit geistiger Behinderung. Symptomatik, Diagnostik, Therapie und Vorgehen bei Ermittlungen. In: Gysi, J. & Rüegger, U. (Hrsg.): Handbuch sexualisierte Gewalt. Therapie, Prävention und Strafverfolgung. Hogrefe, Bern.
  • Mayer, B. (2018): Traumapädagogik. In: Mohr, L. & Schäfer, H. (Hrsg.): Geistige Behinderung und Psychische Störungen. Beltz, Weinheim.
  • Elbing, U. & Mayer, B. (2019): Eine erste Experten-Leitlinie “posttraumatische Belastungsstörungen bei Menschen mit geistiger Beeinträchtigung”: Schwerpunkte, Arbeitsprozesse und erste Zwischenstände. Trauma & Gewalt Abstractband DeGPT-Tagung 2019, 51-52.
  • Elbing, U., Mayer, B., Büngener, K., Sievert, E., Schäfer, I. (2022). Diagnostik und Therapie ­Posttraumatischer Belastungsstörungen bei Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung. Ein systematisches Review. Trauma und Gewalt, August 2022, 16. Jahrgang, Heft 3, pp 232-248 DOI 10.21706/tg-16-3-232
  • Mayer B, Elbing U, Ostermann T. Trauma treatment using Narrative Exposure Therapy adapted to persons with intellectual disabilities or severe chronic mental disorders – a randomised controlled pilot study with an embedded observational study. J Intellect Disabil Res. 2023 Nov;67(11):1096-1112. doi: 10.1111/jir.13076. Epub 2023 Aug 15. PMID: 37582663.
  • Elbing, U. & Mayer, B. (2024). Spezifisch Stress-assoziierte Störungen bei Menschen mit Störung der Intelligenzentwicklung. In Schanze, C. & Sappok, T. Störungen der Intelligenzentwicklung (Hrsg.), 336-355. Schattauer.
  • Elbing, U. & Mayer, B. (2025). Posttraumatische Belastungsstörung in der Psychotherapie von Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung (IB). In: Psychotherapie bei Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen – Grundlagen, Praxis und Perspektiven. Graser, J., Kleischmann, A., Michalak, J. & Willutzki, U. Springer (in Vorbereitung).

 

Wichtige Hinweise:

  • Fortbildungspunkte der Bayerischen Landesärztekammer werden beantragt
  • Die Teilnahme steht nur einem Fachpublikum offen (Ärzt:innen, Psycholog:innen, Psychotherapeut:innen, Krankenpfleger:innen, Körpertherapeut:innen, Kunsttherapeut:innen, Musiktherapeut:innen, Sozialarbeiter:innen, Physiotherapeut:innen, Einsatzkräften etc. sowie Student:innen und Auszubildenden der entsprechenden Disziplinen)
  • Der reduzierte Teilnahmebeitrag steht auch Kolleg:innen offen, die Bürgergeld o.Ä. beziehen
  • An einem Zoom Meeting teilnehmen: Wie geht das? Bitte beachten Sie, dass wir keinen technischen Support anbieten können. Wir bitten Sie daher, bereits im Vorfeld zu prüfen, ob Hardware und Konfiguration Ihres Endgerätes eine Teilnahme erlauben.